Volleyball: Zwei Herrenmannschaften aufgestiegen. Ein Beachvolleyballer im Halbfinale der deutschen Meisterschaft. Die Frauen stabil am Netz. Die Volleyballer des TSV Speyer befinden sich im Höhenflug. Aber sind sie alle rundum glücklich?

Von Susanne Kühner

 
SPEYER. Die Volleyballer des TSV Speyer sind auf Erfolgskurs. Gepunktet haben sie vor allem in den vergangenen zwei Jahren, was Zuwachs und Meisterschaftserfolge angeht. Die Freude ist groß über den vierten Platz bei der Deutschen Beachmeisterschaft und den vorzeitigen Meistertitel in der Hallen-Regionalliga Südwest – auch wenn sie den eigentlich nicht tragen dürfen.

Es ist schon so eine Sache mit Corona. Das Virus wirbelt selbst Strategen und Souveräne durcheinander. Trotzdem: Die Speyerer Volleyballer sind nicht unzufrieden, wie es gerade läuft. „Wir haben drei Jahre hart gearbeitet, um das alles zu erreichen“, sagt Trainer Gerrit Jann. Er spielt auf die mittlerweile fünf Herrenmannschaften und ein großes Trainerteam an, aber auch auf die sportliche Erfolgsgeschichte.

„Die Erste Mannschaft ist in die Dritte Liga aufgestiegen, die Zweite Mannschaft in die Oberliga“, nennt er die Paradebeispiele. Gerade der vorzeitige Einzug der Herren in die Regionalliga im Februar dieses Jahres war der Kracher – und macht Jann nachdenklich. Denn unmittelbar danach kam der Lockdown und damit verbunden der Abbruch der Runde. „Deshalb dürfen wir uns nicht Meister nennen“, erklärt er. Ungeschlagen den Titel zu holen, diesen aber nicht nach außen tragen zu dürfen; das ist hart. Das Kind hat einen anderen Namen: „Wir sind Führende der Abschlusstabelle.“

Covid-19 hat das Training erschwert. Oder besser: ins Schlingern gebracht. In die Halle dürfen die Teams erst seit drei Wochen wieder. Beim Beachvolleyball ging es früher los. Glück für Nils Weber. So konnte er sich mit Partner Veit Dobbertin (TV Bad Salzig) auf dem Sandplatz beweisen. Bis zum Halbfinale der Deutschen Meisterschaft verloren sie kein Spiel. Dort unterlagen sie Gegnern, die finanziell für ihre Leistung gefördert werden. „Da mithalten zu können, war schon beeindruckend“, lobt Jann mit Verweis auf die Gesamtheit harter Konkurrenz.

Weber/Dobbertin sind im guten Mittelfeld gestartet. „Das war die letzte Chance, noch einmal was reißen zu können“, meint der Speyerer. Die Freiluftsaison ist jetzt zu Ende. Nicht verwunderlich, dass die Motivation und der Ansporn – auch aufgrund flach gefallener Turniere in den vergangenen Wochen – groß waren. „Die DM hat mega Spaß gemacht“, bilanziert Weber. Sein nächstes Ziel: „In der Hallensaison alles geben. Ziel ist nicht der Aufstieg, aber wir wollen so oft siegen, wie es eben möglich ist.“ Weber will dann in der Sommersaison 2021 das Maximale an Spieltagen rausholen.

Von den Schwierigkeiten der Vorbereitung auf die DM kann Jann ein Lied singen. „Wir wussten gar nicht, ob unsere Punkte für die Qualifikation reichen, da es ja keine Turniere mehr gegeben hat“, erklärt er. Das Trainingslager auf Borkum wurde trotzdem durchgezogen. Der Mut wurde belohnt.

So wie der Fleiß der Damen, über den Trainer Joshua Grimm berichten kann. 2016/17 kam der Aufstieg in die Landesliga, 2018/19 der in die Oberliga. „Dort sind wir und trainieren tatkräftig“, stellt er fest. Die U18 habe 2017 auch bei der DM gespielt, die Zweite Damenmannschaft sei stabil in der Bezirksklasse, die weibliche Jugend stärke sich.

Nachdenklich blickt Jann der Hallensaison entgegen. „Alle wollen Sport machen, aber die Fairness sehe ich kritisch“, meint er und greift damit die unterschiedlichen Regelungen in Bundesländern bezüglich der Hygienekonzepte zur Corona-Pandemie auf. Bei den ersten Trainingsstunden in der Halle machte sich die fehlende Übung der vergangenen Monate deutlich bemerkbar.

Simon Röhrig, Teil der Regionalaufsteiger, betont: „Ich finde, unser Training ist gut aufbereitet. Corona merkt man nicht so krass.“ Jann atmet tief durch. Mit Blick in die Zukunft sagt er: „Wir schauen, was die Saison so bringt.“

 

Quelle

Ausgabe Die Rheinpfalz Speyerer Rundschau - Nr. 207
Datum Samstag, den 5. September 2020
Seite 20